Versorgung für Zukunft sichern
Modellprojekt PORT entwickelt Lösungen für Gesundheitsbereich auf dem Land – Erste Schritte präsentiert
Von Wilhelm Figge
Willingen / Diemelsee
In der medizinischen Versorgung stellen sich ländlichen Regionen viele Herausforderungen: Das Angebot an Versorgern wie Ärzten, Pflege Kräften, Apothekern und Therapeuten sinkt: gerade Senioren sind nicht immer mobil: mit der alternden Bevölkerung steigt die Anzahl der komplizierten und mehrfachen Erkrankungen, schilderte Katharina Kappelhof, Das von ihr koordinierte Projekt PORT (Patientenorientiertes Zentrum zur Primär- und Langzeitversorgung) in Willingen und Diemelsee soll zeigen. wie die Bedürfnisse der Patienten erfüllt und die professionelle Versorgung aus mehreren Bereichen effizient gebündelt werden kann. Seit 1. Oktober fördert die Robert-Bosch-Stiftung es für drei Jahre mit 250.000 Euro. „PORT entwickelt Lösungsansitze für Probleme – und Möglichkeiten. diese langfristig zu sichern“, erklärt Willingen Bürgermeister Thomas Trachte. Das Projekt hat vier Säulen:
Versorgernetz
„Wir wollen die gegebenen Strukturen nutzen, aber einen kurzen Draht schaffen“, er- klärt Katharina Kappelhoff, Geplant ist eine Online-Platt- form. die alle Versorger der Region zusammenbringt. Auch für Touristen sei das hilf reich. Ideal wäre die Möglichkeit zur Online-Termin-Vergabe. Miteinander statt Konkurrenzdenken werde unter Pflegeanbietern und Therapeuten notwendig. erklärt Waltraud Rebbe-Meyer vom Pflegehotel als pflegerische und therapeutische Leiterin des PORT.
Prävention
Ein wichtiges Ziel ist zu verhindern, dass Krankheiten überhaupt entstehen. Herz stück ist die Einrichtung eines Beratungs- und Schulungszentrums in Willingen: Räumlichkeiten dafür entstehen etwa im Zuge der geplanten Erweiterung des Pflegehotels. Ange boten werden sollen etwa Schulungen für pflegende An- gehörige. Gesundheitskurse. Ernährungsberatung und Vor- träge bei Symposien. Damit hängt der geplante Gesundheitscampus zusammen: In Willingen liegen Ärztezentrum. Pflegehotel. Haus am Kurpark. eine Apotheke und der Kurpark nah beieinander. Die Vision für die Zukunft wäre eine Kurzone im Bereich „Neuer Weg“ und „Zum Kurgarten”, erklärt Thomas Trachte. Ähnliches sieht die Gemeinde Diemelsee mit dem nahe Arztpraxis und Apotheke geplanten Pflegeheim vor, erklärt Bürgermeister Volker Becker: Ein kleiner Erholungsbereich am Bach soll entstehen.
Telemedizin
Wie kommen Patientendaten von einem Versorger zum anderen; beispielsweise vom Hausarzt zum Krankenhaus und zurück? Dieser Aufwand sei für Patienten wie für Versorger wichtig, erklärt Dr. Dirk Bender. ärztlicher Leiter des PORT – gerade bei Multimedikation oder in Notfällen sei er kritisch. Bei der Arbeit mit der des- halb geplanten. Elektronischen Patientenakte” sei der Datenschutz eine Herausforderung Die Online Verbindung müsse so gestaltet werden, dass ein Eingriff aus dem Internet nicht möglich ist, aber mehrere Versorger zu greifen können. Zudem soll der bundeseinheitliche Therapieplan verstärkt eingesetzt werden: Die se einheitliche Darstellungs- form für medizinische Daten nutzen viele Versorger schon – für Kliniken sei das noch schwierig. auch in der Pflege sei er nicht Gang und Gebe.
Case-Management
In den nächsten Monaten soll eine Case-Managerin ein- gestellt werde, die Patienten nach einem Aufenthalt im Krankenhaus hilft, ins häusliche Umfeld zurückzukehren: Aus ambulanten Diensten. Angeboten wie Essen auf Rädern und eventueller Nachbarschaftshilfe erarbeitet sie Optionen. Auch bei der Frage. welche finanziellen Mittel jemandem zustehen, soll sie helfen. Dirk Bender geht bei 11000 Einwohnern von 150 bis 200 Fällen im Jahr aus. Pflegekassen zeigten Interesse an möglichen Vorteilen. berichtet Waltraud Rebbe-Meyer.
„Wir wollen das Projekt in langfristige gesicherte Versorgung überführen”, erklärt sie – um die Krankenkassen dazu zu bewegen. müssten die Teilnehmer in den nächsten Jahren zeigen, welche Kostenersparnisse und Vorteile es bringt.